Schweizerweg (9- | 600m)
Westliche Zinne Nordwand - Drei Zinnen extremer, steiler, anstrengender und schwieriger würde ich den Schweizerweg an der Westlichen Zinne mit der Hasse-Brandler vergleichen.
Man startet äußerst impossant unter dem großen Dach und klettert ein paar Seillängen in schöner Wandkletterei senkrecht empor, bevors richtig los geht. Erwähnenswert ist sicherlich auch der Kaltstart in der ersten Länge - hier wird ein 8+ Dach erklettert, welches ich nach einem Freikletterversuch mit Trittschlinge A1 geklettert bin (sehr pumpig, aber gut frei machbar).
Nach der dritten Länge gehts dann extrem beeindruckend los: man klettert nach links sehr exponiert und überhängend mit viiiel Luft unter den Sohlen bis unter die Schlüssellänge. Diese wirkt nach diesen äußerst beeindruckenden Längen nicht mehr so steil, worin man sich aber ordentlich täuscht. Vom oberen Stand hängt das Seil weit in der Luft.
In den anschließenden zwei Längen zum Band ändert sich der Charakter der Tour: sehr anspruchsvolle Wandkletterei auf schwarzem Edelfels (eine sehr harte und zwingende 8- Stelle ist hier zu bezwingen - nix mit A0 / A1).
Ausgestiegen sind wir wie die meisten Wiederholer über die Cassin. Hier gibts noch mal 2-3 anspruchsvolle Stellen (hart 6-7). Ansonsten gehts in toller Genußkletterei über schönen Fels, der sich gut absichern lässt, bis zum Ausstieg. Ein Rückzug nach den ersten steilen Längen ist sehr umständlich bzw. gar unmöglich.
Man sollte unbedingt darauf achten, dass das Schneefeld im oberen Teil der Wand schon klein genug ist, wenn man eine Tour auf der Westlichen Zinne machen will. Ansonsten kanns im Ausstieg sehr ungemütlich werden. Also vorher am besten mit einem Fernglas vom Cafe Dreizinnenblick im Höhlensteintal die Lage erkunden.
Absicherung / Material: Es gibt zwar einige Bohrhaken, viele Stichtbohrhaken (jeglichen Alters) und viele Schlaghaken in allen Rostgraden, aber dennoch ist die Tour um einiges anspruchsvoller als die Hasse-Brandler. Man muss hier einige Stellen zwingend klettern - oder einnageln, was nicht immer leicht sein dürfte ;)
16-18 Expressschlingen & ein ganzer Satz Camalots bis Größe 2 (Größe 3 nicht zwingend notwendig, kann aber gut verwendet werden).
Wir benötigten für die Tour gleich wie für die Hasse-Brandler 8h 30min Kletterzeit. Jedoch waren wir beide wesentlich ausgerasteter und wussten, dass wir keine Zeit mit Freikletterversuchen vergeuden würden.
Fazit: meine wohl impossanteste und anstrengendste Tour, die ich bisher unternommen habe! Um einiges anspruchsvoller als die Hasse-Brandler. Ein absolutes Alpinhighlight!
Information: Lt. Ivo Rabanser fehlen in der Cassin auf der Westlichen Zinne 2 Haken in einer der Schlüssellängen. Das macht die Tour um einiges anspruchsvoller als sie in diversen Führern beschrieben ist. Stand 07.07.2010
neue Information: es hat einen Felssturz gegeben in der 8+ Länge (der berühmte treppenartige Riss nach links oben existiert nicht mehr). Sie wurde neu eingebohrt und dürfte jetzt lt. meiner Information frei geklettert bei 7c+ / 8a einchecken. Wie eng die Absicherung ist, kann ich leider nicht sagen.