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Esperanza (7a+ | 270m)

Punta Rossa (1209m) Die Esperanza ist wohl die ärgste, schönste und impossanteste Tour meines bisherigen Kletterdaseins. Nach zwei eher durchschnittlichen "Zustiegslängen" wirds außerirdisch! Ein Paukenschlag folgt auf den anderen. Unbeschreibliche Kletterei an oargen Tafonistrukturen, die extrem atletische, aber auch äußerst technische Kletterei erfordern, leiten hier das Feuerwerk höher. Eigentlich alle 7aer Längen sind hier absolute Highlights, für die sich der lange und mühsame Zustieg mehr als lohnt.

Ich bin mir sicher: so etwas seid ihr noch nie geklettert! Auch die A0 Stelle in der ersten schweren Länge (eventuell durch einen extrem weiten Doppeldynamo frei zu lösen) und der Pendelquergang in der 7a+ Länge stören nicht.
Ganz im Gegenteil: Sie passen zu dieser furiosen Tour. Der Start in die 7a+ Schlüssellänge ist schon mal extrem atletisch (man startet schon mal horizontal) um gleich danach die Schlüsselstelle der Tour durchzuziehen: ein extrem weiter Aufsteher von dem Tafoni, auf dem man soeben noch unten dran gehängt ist, ist der Schlüssel für diese Stelle.
Mit A0 geht hier nix. Nur wer eine Trittleiter (od. Schlinge) und extrem gutes Gleichgewicht mitbringt, kann diese Stelle technisch bewzingen.

Danach gehts in dem Ton weiter: auf einmal steht man auf zwei Tafonis und hat druner nur noch Luft unter den Sohlen (extrem cool ausgesetzt - habs nicht mehr geglaubt!). Nach einer weiteren harten Sequenz gehts über einen kurzen Riss zum Haken, von dem aus man den kurzen Pendelquergang nach rechts angeht. Danach hat man die Crux gepackt.
Die darauffolgende Länge ist auch nicht von schlechten Eltern - es geht in diesem Ton weiter. Gestartet wird wieder horizontal in einen zachen Risskamin durch ein Tafoniloch (auch extrem cool ausgesetzt!) um über einen für mich angsterzeugenden Körperriss (abgerundete Außenkanten) zum Plateau zu gelangen. Hier geht man dann ca. 80m flach nach hinten um das letzte Highlight der Tour anzugehn: die Headwall scheint wie von einer anderen Welt!
Hier heissts eine steile 30m Wand (6c+) zu durchklettern. Nur in dieser Seillänge befindet man sich 3x (!) in der Horizontalen.

Auch die Hakenabstände sind nichts für Hosenscheisser! Abgeseilt wird dann mit einem breiten Grinsen über die Tour.

Fazit: Das coolste, was ich je gemacht habe! Mit Abstand!! Eine sehr anspruchsvolle Tour. Zu Empfehlen sind ein sicherer Vor und auch Nachsteiger! Die Hakenabstände sind männlich weit (Zitat Manuel) und können zum Teil (nicht überall) mit Friends verkürzt werden. Ein großer Vorsteiger hats hier stellenweise um einiges leichter (vor allem in der 7a+ Länge). Ich konnte mit 1,86m Körpergröße knapp den Zielgriff erreichen. Manuel schaffte es zwar auch (er ist um einiges kleiner), aber er ist ein extrem guter Kletterer, und kann Sachen halten, die ich nicht mal sehe! Also nix für Liliputaner...

Das ist eine Tour, die man nicht mehr vergisst!

Material: 10 Expressschlingen & mittlere Friends